Zeigt uns das Gehirn konservative und liberale Wähler?

Emotioneller Cameron
vs. Rationalem Clegg?
Eine Gruppe von Wissenschaftlern unter der Inspiration des Schauspielers Colin Firth nahm eine Gruppe von 128 Personen und testete sie nach deren politischer Ausrichtung (Liberal vs. Konservativ). Abschließend wurde das Gehirn via Magnetresonanz visualisiert und die Wissenschaftler konnten überraschenderweise eine positive Korrelation zwischen zwei Gehirnarealgrössen und der respektiven politischen Gesinnung finden (1). Liberale Probanden hatten vergleichsweise einen vergrößerten pars anterior gyrus cinguli wobei konservative Probanden eine vergrößerte Amygdala vorwiesen.

Die Ergebnisse machen durchaus Sinn wenn man weitere Fachliteratur vergleicht. Eine vergrößerte und aktivere Amygdala macht Menschen empfindlicher gegenüber Ängsten. Sie ist Evolutiontechnisch ein bedeutendes Gehirnareal, dass unsere Ängste, Emotionen sowie unseren Stresslevel regelt. Dank ihr überlebten viele unserer Vorfahren die dank dieser Region schnell lernten, dass die ein Meter entfernte Schlange kein Plüschhase sei. Überdies fanden andere Untersuchungen heraus, dass Menschen mit einer konservativen Weltanschauung ebenso anfälliger für starke Abneigungen jeglicher Art sind (2,3). Kurzum es erscheint logisch, dass Personen die generell zugänglicher für Ängste und Abneigungen sind, sich von Angst schürender konservativerer Politik eher angesprochen fühlen als von liberalerer Politik. Denn generell tendiert die konservative Politik dazu ein weitgehendes Sicherheitsgefühl zu versprechen.

 Hingegen ist der pars anterior gyrus cinguli ein integraler Bestandteil, in der konstanten Evaluierung von Unsicherheiten und Konfliktsituationen, sowie in rationalen EntscheidungsprozessenDies würde erklären das Personen mit einem vergrößerten und aktiveren pars anterior gyrus cinguli eine höhere Toleranzgrenze für die ungewisse Zukunft haben und daher eher zugänglich sind für liberalere Motive.

Natürlich ist die Sache nicht so simpel wie sie scheint, denn logischerweise spielt die Interaktion vieler Gehirnareale bzw. deren Vernetzung eine wichtige Rolle bei politischen Entscheidungen, dennoch ist diese Studie ein interessanter Ansatz in der neurowissenschaftlichen Erforschung unserer politischen Entscheidungen. Nicht umsetzt setzt auch das britische Kabinett ein eigenes Team ein, um neueste neurowissenschaftliche Entwicklungen in ihre politische Agenda einzubauen bzw. um die Wählerschicht besser zu verstehen.

P.S.: Ich hätte gerne österr. Beispiele für das Bild genommen nur mangelte es mir an liberalen Politikern

(1) Kanai, R., Feilden, T., Firth, C., & Rees, G. (2011). Political Orientations Are Correlated with Brain Structure in Young Adults Current Biology, 21 (8), 677-680 DOI: 10.1016/j.cub.2011.03.017
(2)  Hodson, G., and Costello, K. (2007). Interpersonal disgust, ideological
orientations, and dehumanization as predictors of intergroup attitudes.
Psychol. Sci. 18, 691–698.
(3) Wicker, B., Keysers, C., Plailly, J., Royet, J.P., Gallese, V., and Rizzolatti,
G. (2003). Both of us disgusted in My insula: The common neural basis of
seeing and feeling disgust. Neuron 40, 655–664.
(4) Critchley, H.D., Mathias, C.J., and Dolan, R.J. (2001). Neural activity in
the human brain relating to uncertainty and arousal during anticipation.
Neuron 29, 537–545.
(6) Botvinick, M., Nystrom, L.E., Fissell, K., Carter, C.S., and Cohen, J.D.
(1999). Conflict monitoring versus selection-for-action in anterior cingu-
late cortex. Nature 402, 179–181.

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