Das 90 Minuten Gehirn
Die meisten von euch kennen Leonard im Film-Klassiker Memento der verzweifelt versucht den Mörder seiner Frau zu finden obwohl er keine neuen Erinnerungen formen kann. Man würde meinen hier handelt es sich um herausragende Film-fiction. Im folgenden Einzelfall sehen wir aber, dass eine solch kuriose Amnesie durchaus passieren könne und nicht nur ins Reich der Fiktion und der Filmindustrie gehört.
Im Zuge einer dentalen Behandlung und lokaler Anästhesie verlor unser heutige Patient nicht nur kurzfristig sein Gaumengefühl sondern die Möglichkeit neue Erinnerungen zu formen. Um genauer zu sein, der Patient kann zwar neue Erinnerungen formen, diese aber nicht länger als 90. Minuten für sich behalten. Alle vorhanden Erinnerungen blieben jedoch unverändert vorhanden. Um weiter in Hollywood zu bleiben grüßt ihn jeden Tag das Murmeltier aufs Neue. In seinem Fall leider der Zahnarzt da er jeden Tag aufs neue aufwacht und meint er hätte einen Zahnarzt Termin. Neurologen stehen hier vor einem besonderen Rätsel, denn die verdächtigen Gehirnregionen des Patienten scheinen keinen offensichtlichen Schaden auf (soweit durch nicht invasive Technologien erkennbar). Ebenso weißt der Patient keine anderen psychologischen Veränderungen auf. Einzig ein andauernder Tinnitus wird vom Patienten beschrieben. Dies ist wohl der erste bekannte Fall einer starken anterograden Amnesie ohne eindeutiger Beschädigung einer Gehirnregion und eröffnet weitere interessante Fragen in der Verarbeitung von Gedächtnisprozessen im menschlichen Gehirn. Meine persönliche Vermutung ist, dass weniger Gehirnregionen geschädigt worden sind sondern Nervenbahnen die schwerer zu lokalisieren bzw. visualisieren sind.
Quelle: http://www.tandfonline.com/action/showCitFormats?doi=10.1080%2F13554794.2015.1046885&
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