IGel Monitor - was die Ärzte alles so verkaufen

Aufgrund eines Links der Skeptiker Seite Gwup bin ich auf die sehr hilfreiche Seite des IGel Monitors gestoßen. Der IGel Monitor sammelt Daten bezüglich der individuellen Gesundheitleistungen, sprich Leistungen die außerhalb der Krankenkassenleistungen fallen und an denen sich niedergelassene Ärzte einen schönen Nebenverdienst erfreuen.  Durch diese Leistungen spülen Ärzte zusätzlich mehr als 1,5 Mrd. € jährlich in ihre Kassen. Hinter dem IGel Monitor steckt im Grunde der deutsche Bund der Krankenkassen (daher sind die Zahlen der Anwendungen und andere statistische Erhebungen nur auf Deutschland bezogen). Wer diesbezüglich noch weitere Informationen will, und erfahren will, welche Leistungen in diesen Rahmen fallen, der findet im Fragen und Antwortenkatalog der Webseite weiterreichende Informationen.

Derzeit umfasst der Katalog 24 Leistungen, die wissenschaftlich evaluiert und bewertet wurden. Normalerweise wird der Nutzen der Therapie/Leistung evaluiert doch finden sich auf der Liste auch Leistungen die aufgrund fehlender Möglichkeit der Evidenzbasierenden Evaluierung nur deskriptiv abgehandelt wurden (wie z.b. reisemedizinische Untersuchung). Daher reduziert sich die Liste de facto auf 20 "Therapien" die genauer besprochen werden. Das ist demnach nur der erste Schritt, denn in Deutschland werden über 300 solcher Leistungen angeboten, die in diese Kategorie fallen. Sprich der IGel Monitor hat noch eine ganze Menge Arbeit vor sich und wird hoffentlich bald wieder aktualisiert.

Hier die erste traurige Übersicht der ersten 20:

  • Positiv: Keine Therapie
  • Tendenziell Positiv: 
    • Lichttherapie bei Winterdepression
    • Akupunktur zur Migräneprophylaxe
  • Tendenziell Negativ:
    • Augeninnendruck Messung zur Grünen Star Früherkennung
    • Bestimmung der Protein-C-Aktivität („Thrombose-Check“)
    • Stosswellentherapie beim Tennisarm
    • PSA-Test zur Früherkennung von Prostatakrebs
    • Operative Behandlung des Schnarchens (Rhonchopathie)
    • Magnetresonanztherapie zur Früherkennung einer Alzheimer-Demenz
    • Eigenblut bei Sehnenreizung
  • Negativ: 
    • Darmspülung
    • Toxoplasmose-Test bei Schwangeren (Früherkennung)
    • Bestimmung des Immunglobulin G (IgG) gegen Nahrungsmittel
    • Ultraschall der Eierstöcke zur Krebsfrüherkennung
  • Unklar:
    • Bachblüten Therapie
    • Diabetes Früherkennung (HbA1c)
    • Biofeedback Therapie bei Migräne
    • Akupunktur zur Spannungskopfschmerz-Prophylaxe
    • Dünnschichtzytologie zur Früherkennung von Gebärmutterhalskrebs
    • Kunsttherapie für Krebspatienten und deren Angehörige
    • Kunsttherapie bei psychischen Erkrankungen

Trotz der sehr tristen Evaluierungsergebnisse muss ich persönlich noch einen Schritt weitergehen. Nachdem ich mir die Evaluierungsberichte genauer durchgelesen habe komme ich zu dem Schluss, dass unter die Rubrik "Unklar" im Grunde alle Therapien (mit Ausnahme der Dünnschichtzytologie) fallen, die nachweislich keinen Nutzen haben (im Vergleich zu einem wirkungslosen Placebo) aber zumindestens keinen physischen oder psychischen Schaden anrichten. Das sehe ich als wichtige Anmerkung an, denn die Rubrik "Unklar" suggeriert in meinen Augen dem Leser vorwiegend "unzureichende Daten um die Therapie evaluieren zu können". In den meisten Fällen gibt es genügend Literatur und (um) die Effizienz ausreichend evaluieren zu können.

Obwohl hier nur ein minimaler Teil der angebotenen Leistungen evaluiert wurde, ist der Trend offensichtlich und die Ergebnisse leider nicht überraschend. Bis auf wenige Ausnahmen haben die Anwendungen keinen nachgewiesenen medizinischen Effekt und bringen nicht mehr als ein Stück Zucker. Gleiches gilt für prophylaktische Leistungen zur Früherkennung. Leider ein weiterer Beweis dass einige Ärzte auf Kosten der Patienten und im vollen Bewusstsein möglicher Gefahren sich einen netten Nebenverdienst leisten, der hauptsächlich auf der Gutgläubigkeit der Patienten beruht. Dementsprechend wird hier leider auch das Autoritätsverhältnis sowie das Vertrauen gleichermaßen ausgenutzt. Darf man Spiegel glauben, sprechen die anscheinend Statistiken auch eine eindeutige Sprache, dass diese vorwiegend nutzlosen Leistungsverkäufe stark abhängig sind vom Geschlecht sowie der Bildung des Patienten.

Angemerkt sei, dass sich Spiegel Online in seiner Wissenschaftsrubrik mit einem ausführlichen Beitrag (Stand 31.01.2012) dem Thema widmet. Leider haben sich trotz kopieren ein paar Fehler eingeschlichen. Der Toxoplasmose-Test wird bei Spiegel als tendenziell negativ bewertet wobei er bei der MDS Seite als negativ bewertet wurde.  Ebenso wurde die Eigenbluttherapie nicht als negativ bewertet wie bei Spiegel Online angegeben, sondern als tendenziell negativ. Sei wie es sei, ich hoffe die Fehler werden behoben nach einer Email an die Redaktion und die Hauptsache bleibt dennoch, dass es online ist und Aufmerksamkeit erbringt. (Anmerkung 01.02.2012 - und so wie es scheint war die Redakteurin auch sehr schnell mit der Antwort - Thumbs Up)

Comments

Popular Posts