Computerspiele, Wir und unser Gehirn

Meine Jugend verbrachte ich mehr vor dem Computer um mit Freunden so genannte "Ballerspiele" zu spielen. Ist aus mir ein aggressiver, dummer Individualist geworden, der der Gesellschaft keinen Nutzen bringt? Natürlich nicht! (so meine ich zumindest). Nun beim Thema Computerspiele und wie sie uns nun schaden, wird viel diskutiert und die Emotionen gehen logischerweise schnell hoch. Im Folgenden möchte ich mich aber kurz genauer damit beschäftigen ob Computerspiele förderlich für unser Gehirn sind und wieso ich dann doch ein Problem mit ihnen habe.

 Auf welcher Seite man auch stehen mag, muss man grundsätzliche Unterschiede bemerken. Nicht jedes Computerspiel ist gleich. Und nicht jede Gehirnfunktion wird gleichermassen beansprucht und oder beeinflusst. Dennoch eine oft gehörte These ist: Computerspiele machen uns blöd! Ja, es gibt Spiele die einen starken wiederholenden Charakter haben und sich daher nicht positiv auf unsere Gehirnleistung auswirken werden. Sitze ich jeden Tag aber 8 Stunden vor dem Computer in der Arbeit um Excel Felder zu verschieben ist das aber ebenso wenig förderlich. Generell gilt: oft wiederholendes Arbeiten bringt uns keinen Nutzen. Ein Automatismus ohne Vorteile. In der selben Linie sollte man nicht den vielen Stimmen glauben schenken die meinen, exzessives Sodoku spielen oder Kreuzworträtsel lösen würde unsere Gehirnleistung steigern. Nein, es wurde einhergehend bewiesen, dass solche Gehirntrainingsmaßnahmen langfristig nutzlos sind, da sie immer den selben Prinzipien folgen. Leider, damit ist auch die letzte Hoffnung etwas ansprechendes in Gratis-Zeitungen zu finden dahin. Es tut mir Leid!

Dagegen zeigen aber die meisten Computerspiele die analysiert wurden (Multiplayer-Rollen Spiele, Strategie sowie Action-Shooter Spiele) ein positives Bild. Hier ergeben Studien, dass sich die Gehirnleistung meist verbessert (Leistungen wie Reaktionsfähigkeit, drei-dimensionales Denken, räumliche Wahrnehmung und Planungsdenken). Nicht ganz umsonst baut das amerikanische Militär auf  Computerspiele wenn es um das Training ihrer Soldaten geht. Hier geht es hauptsächlich um schnelleres, kollegiales Handeln sowie um bessere Stressbelastung. Neue Studien kommen hier aber nicht ganz überraschend zu dem Schluss, dass jene "Action-Shooter" Spiele langfristig Aggressionen steigern können. 

Man würde nun meinen auf der einen Seite, Ich als alter Computerspieler und auf der anderen Seite keine gute Gruende von Fachpublikationen gegen das Computer spielen, da ergibt sich meine Meinung schnell. Nein, so einfach ist es nun dann doch wieder nicht. Ich hab durchaus ein Problem mit Computerspielen zumindestens mit manchen. Und hier schlage ich mich auf die Seiten der meisten Eltern. Dazu müssen wir uns anschauen, auf was die Faszination der Computerspiele denn beruht. In den meisten Fällen basieren sie auf einfachen  psychologischen Phänomenen - unter anderem:

1) "Hording": Was verstehe man darunter - Ansammeln von Prestigeobjekten, ob das nun Punkte, Ressourcen, Gebiete, Errungenschaften, Gegenstände oder dergleichen sind. Umso mehr umso besser! Mit jeder Errungenschaft fühlen wir uns besser. Jede Errungenschaft gibt uns ein bisschen mehr Zufriedenheit. Natürlich wollen wir nicht wahr haben, dass uns diese Errungenschaft im realen Leben absolut keinen Nutzen bringt. Aber in der kleinen Welt fühlen wir uns besser.

 2) "Der direkte Vergleich" - Wir alle wollen besser und mehr haben als unsere Nachbarn. Früher war das Auto das Vergleichsobjekt, heute oft die virtuelle Welt. Ich will dem Freund zeigen, dass ich es besser kann. Ich will ihm zeigen was ich nicht alles erreicht habe. Dazu wird viel Zeit und Training investiert. Und da liegt das große Problem - man wird abhängig - ich selbst konnte mich in meiner Jugendzeit kaum loslösen, saß bis in die tiefe Nacht am PC um meine Statistiken aufzubessern. Ein paar Stunden Schlaf und ab in die Schule nur um danach gleich wieder zu spielen. Das Problem liegt, und das ist heutzutage wirklich eines, Computerspiele wirken wie eine Droge. Logisch auch, bei jeder Errungenschaft, bei jedem getöteten Gegner werden die selben Gehirnnetzwerke aktiviert, die uns in anderen Bereichen Zufriedenheit geben. Nicht unbedingt schlecht, aber über längeren Zeitraum kommen wir in eine Abhängigkeit. Diese Abhängigkeit, bringt uns dazu, dass wir nicht nur Stunden sondern Tage, Wochen und Monate vor dem PC verbringen als wäre es das normalste auf der Welt. Was kommt dabei zu kurz? Das richtige Leben. Ja ich weiß ich hätte selbst an diesem Punkt normalerweise eingehackt - aber Moment! Es gibt auch Computerspieler die gutes Geld damit verdienen. Ja stimmt auch, nur wieviele sind das? Ein minimal kleiner Bruchteil. Das Geld verdienen wie so oft andere.

Überdies müssen wir uns heute bewusst sein, dass nicht wie früher hauptsächlich Jugendliche und Kinder dem Computerspielewahn verfallen sind. Nein heute sind es alle Generationsschichten! Jede Schicht hat ihre favorisierten Spiele. Heute geht der Trend dank Facebook & Google zu schnellen und einfachen Flashspielen die einen in ihren Bann ziehen und die schnelle Genugtuung bringen sollen. Das Spiel für "Zwischendurch" das uns dann plötzlich 4 Stunden des Tages kostet. Sie beruhen auf den selben Prinzipien sind generell noch einfacher und repetativer gestrickt und man verbringt um einiges mehr Zeit vor ihnen, als die Spiele es einem selber vorgaukeln. Die Frage die ich mir nach diesen Stunden immer stelle, und die sich auch der Leser am Ende des Tages stellen sollte. Was bringt es mir? Die Antwort ist eine sehr leichte. Deswegen wirkt der "DELETE" Knopf oft Wunder. Probiert es und genießt die gewonnene Freizeit. Aber als allerletztes Wort sei noch erwähnt nicht jedes Computerspiel ist gleich und der wichtigste Punkt ist doch was man mit der gewonnen Zeit anfängt? 

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