Das Spiel mit dem Tod




Bald 50 Jahre ist es her, dass Stanley Milgram sein berüchtigtes und bekanntestes Experiment durchführte, das uns schaudernd vor Augen führte, wie demütig wir der Autorität folgen. Unser eigenes Gewissen ging dabei unter. Kurzum, in seinem Experiment mussten Probanden unter Aufsicht eines Wissenschaftlers, bei falscher Beantwortung einer Frage, den “Schüler” (einen Schauspieler) mit stärker werdenden Stromschlägen bestrafen. Wenngleich der Schauspieler auch vor Schmerzen aufschrie und bettelte sowie die Stromstärke einen lebensbedrohlichen Bereich erreichte, brachen lediglich 14 von 40 Probanden das Experiment vorzeitig ab. Zum genauren Ablauf des bekannten Experiments findet man im Internet schnell detaillierteres. Interessant ist aber, dass auch 50 Jahre danach die Studien in unseren Breiten ein ähnliches Ergebnis offenbaren. Weiterentwicklung? Keine Spur wie es scheint.

Vor nicht allzu langer Zeit strahlte der französische Fernsehsender France 2 eine Abwandlung des Experimentes aus: “Jusqu'ou va la tele, Le Jeu de mort” oder im Deutschen “Wie weit geht das Fernsehen - Das Spiel mit dem Tod”. In dieser Show wurde den Testpersonen glaubhaft gemacht, sie würden dabei helfen eine zukünftige Fernsehshow zu testen. Für den minimalen Entgeltungsbeitrag von 40€ (bei Milgram waren es 4$) mussten sie hier ebenso den vermeintlichen Teilnehmer der Show (einen Schauspieler) bei falscher Beantwortung mit Strom bestrafen. Mit vorgefertigtem Ton und Bildmaterial wurde den Probanden sowie dem Publikum glaubhaft beigebracht, dass der Teilnehmer elektrisiert wurde und sich zum Teil arg in Schmerzen wiege. Unter dem Beifall der Zuschauer und der bekannten Show-Moderatorin gingen sogar 64 von 80 Personen zur maximalen Stromstärke (das sind 81%). Ja weit gedacht, wenn man auch heute noch glauben würde: „Ich würde das nie machen.“


Weltweit gibt es einige wenige Reproduktionen – in Österreich waren es ebenso 80% die bis zum Schluss gegangen sind (Schurz, 1985). Die höchsten Prozentraten hatten jeweils die Niederlande und Spanien mit knapp über 90% (Meeus & Raaijmakers,1986 sowie Miranda et al. 1981).



Hier noch ein Zitat einer französischen Teilnehmerin „Sophie“ deren Großeltern von den Nazis gefoltert wurden: „Seit ich ein kleines Mädchen war, hab ich mich immer gefragt wie konnten sie (Anm. die Nazis) das nur tun. Wie konnten sie denn nur solchen Befehlen Folge leisten. Und da saß ich nun, und befolgte sie selbst.“ 

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