Depersonalisation Syndrom

Schon einmal das Gefühl gehabt, dass man neben sich steht? Man kommt sich vor wie im Film?  Nicht abnormal an sich, die meisten von uns werden diese Gefühle für kurze Zeit schon einmal erlebt haben. Doch was passiert wenn dieses Gefühl anhält. Anstatt Sekunden neben sich zu stehen, werden es Minuten, Stunden und Tage.

In diesem Fall geht man von einem Depersonalitions Syndrom aus. Nur leider wird dieses zu oft, falsch oder oft gar nicht diagnostiziert. Fachärzte selbst wissen oft nicht, dass es hier klare Richtlinien zur Unterscheidung von anderen Diagnosen gibt (siehe hier). So vergehen für den Patienten viele Jahre mit falscher Diagnose und Behandlung. In vielen Fällen werden die Patienten dadurch zu lange als depressiv oder als schizophren eingestuft und dementsprechend falsch behandelt.

Kommen wir nun zurück zu den interessanten Symptomen. Hier ist es am einfachsten einen Patienten selbst zur Sprache kommen zu lassen:
„Ich erlebe mich wie abgetrennt von meiner Umgebung oder diese erscheint mir unwirklich, so als ob ein Schleier zwischen mir und der äußeren Welt wäre.
Aus heiterem Himmel fühle ich mich fremd, als ob ich nicht wirklich wäre oder als ob ich von der Welt abgeschnitten wäre.“
Das häufige Problem der Patienten ist, dass sie ihre Gefühle zwar eigentlich wahrnehmen, aber nicht mit sich selbst verbinden können. So entsteht ein Schleier oder eine imaginäre Wand zwischen  einem selbst und dem eigenen Körper. Viele der Patienten haben auch den starken Drang das Sein, die Existenz und andere tiefe philosophischen Fragen zu erforschen und zu hinterfragen. Die Gesamtheit der Symptome die durchaus unterschiedlich sein können, haben beim erstmaligen Auftreten oft fatale Folgen für den Patienten. Sie fühlen sich unwohl, bekommen Angst und  ziehen sich meist mehr und mehr zurück. Sie scheuen die Welt und weitere Kontakte mit Freunden und Familie.  Und Gerade diese Knotenpunkte wären es, die dem Patienten am besten helfen könnte.

Im Grunde kann man grundsätzlich 3 Symptomfelder beschreiben:
a) Entkörperung
b) Emotionalle Taubheit
c) Persönlichkeitsbezogene Gedächtnislücken


Man sollte nicht meinen  dieses Syndrom sei ein seltenes Phänomen. Obwohl Statistiken aufgrund der vielen Fehldiagnossen verschwommen sind, rechnet man mit mindestens 1% der Bevölkerung (am Beispiel Deutschland; für Österreich gibt es meiner Recherche nach, keine Daten von den Krankenkassen - wahrscheinlich weil es nicht einmal kategorisiert wird).

Die bekannten Auslöser sind bis dato  weit gestreut und umstritten. Stressepisoden, Schilddrüsenüberfunktion, Cannabis und anderer Drogenkonsum  werden grundsätzlich als häufigste Auslöser genannt werden. All jene Auslöser sind ebenso bekannt, den präfrontalen Cortex des Gehirns zu beeinflussen. Und in der Tat fand man dank fMRT, dass Patienten eine Überfunktion im Präfrontalen Cortex aufweisen und gleichzeitig stellte man eine Verminderung der Gehirnaktivität in Arealen fest, die für Emotionen wichtig sind (Amygdala, Hypothalamus). Trotz dieser Ergebnisse, die leider selbst nur relativ unpräzise sind wird es leider offensichtlich, wie wenig man eigentlich weiß.

Die  neurologischen Hintergründe zur Depersonalisation liegen weiterhin im Dunkeln. Das geht in erster Linie auf zu wenig Forschung in diesem Bereich zurück, die oft nur unterliegende Gründe ankratzt und auf der anderen Seite an der Schwierigkeit diese sehr subtilen neuronalen Vorgänge wissenschaftlich genau zu erfassen. Ebenso fehlt es hier an Modellen bzw. an inadequaten Methoden für die Untersuchung am Menschen.


Das Fehlen an fundierten Studien zur Depersonalition ist ein Grund wieso es leider nur unzureichende Behandlungen gibt. Typische Anti-depressiva und Medikamente gegen Schizophrenie haben nicht verlässliche und unzufriedene Ergebnisse geliefert. Grundsätzlich gilt kognitive Verhaltenstherapie und transkranielle Stimulation als vielversprechend aber besonders letztere hat auch ihre Nachteile in der Anwendung. Ein anderes Problem liegt wie schon erwähnt in der falschen Diagnose und Behandlung. Leider kann dies zu fatalen Kettenreaktionen und Symptomverschlimmerungen führen. Ein Beispiel wäre ein Patient der mit Schizophrenie falsch diagnostiziert wird und dadurch Risperdal verabreicht bekommt. Leider führt das in der Regel bei Depersonalosierungspatienten zu noch schlimmeren Zuständen.

Für Patienten in Österreich gibt es eine Selbsthilfegruppe unter  www.dp-selbsthilfe.webnode.at bei der sich Betroffene austauschen können. In Deutschland gilt an erste Stelle die Universitätsklinik in Mainz als erste Anlaufstelle  (https://www.unimedizin-mainz.de/index.php?id=18526)


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