Der Angriff auf die Psychologie?
Brian Nosek macht sich keine Freunde? |
Manche meinen das ist das Ende der Psychologie, die anderen meinen ein längst fälliger Prozess. Ich meine das ist Wissenschaft. Aber erstmal alles der Reihe nach.
Als Wissenschaftler hat mans nicht leicht. Für eine gute Karriere musst man publizieren, publizieren und nochmal publizieren und wenn möglich noch in den besten wissenschaftlichen Journalen die es gibt. Nur so leicht ist dies dann auch wieder nicht.
Bringt dir dein neuester Versuch negative (wenn auch interessante Daten) dann kann man obriges vergesen. Blöd nur, dass man in diesen Versuch fast ein Jahr Fleiß und Schweiß gesteckt hat. Der Nicht-Wissenschaftler würde sich jetzt denken. "Halb so wild, ein Versuch bleibt ein Versuch, die Ergebnisse sind ja trotzdem interessant und relevant." Das stimmt auch, nur die wissenschaftliche Welt hat das leider vergessen. Negative Ergebnisse sind selbst heute nur noch von minderer Bedeutung und nur schwer zu publizieren.
Hinzu kommt, dass die Psychologie sagen wir teilweise eine sehr fragile Wissenschaft ist, um höflich zu bleiben. Leichte Abänderungen im Versuchs Design, in der Messung usw. können die Versuchsergebnisse schwer verändern. Hier wird der ein oder andere schon einmal verleitet, nicht so genau zu sein, wenn es um die Beschreibung des Designs geht oder bei der Versuchserstellung. Zum Wohle der positiven Ergebnisse wohlbemerkt. Aber in den meisten Fällen muss man ja nicht einmal von Absicht ausgehen. Viele Faktoren bestimmen das Endergebnis, und oftmals ist man sich deren aller nicht einmal bewusst.
Man wäre ein Schelm würde man meinen, dass an gewissen Experimenten nicht auch viel Geld, Jobs und Karrieren hängen, von der Profillierungssucht so mancher Individuen nicht einmal zu sprechen. Natürlich gibt es ein Selbstausleseverfahren ebenso in der Wissenschaft. Aber aufgrund dieser Zutaten steigt das Misstrauen im Feld, unnötige Ressourcen werden verschwendet und es ist schwer wirkliche Ergebnisse von "nicht ganz so richtigen" Ergebnissen zu unterscheiden.
Hier kommt nun ein neues Projekt rund um Brian Nosek, von der Universität Virgina ins Spiel. Sein initiiertes Konsortium hat sich vorgenommen alle (!) veröffentlichten Studien, dreier führender Psychologie Journale des Jahres 2008 zu reproduzieren. Sie werden über die nächsten Jahre versuchen, aufgrund der ihnen vorhandenen Daten die publizierten Ergebnisse zu überprüfen. Man kann sich vorstellen, dass sich Nosek hier bei den eigenen Leuten nicht beliebt machte. Angriff aus dem eigenen Lager war vielerorts zu hören.
Aber nein, dieses Projekt ist der einzig richtige Weg für die Falsifizierung in der Wissenschaft. Es ist kein Angriff auf die Psychologie wenn dann ein Angriff auf unser derzeitiges wissenschaftliche Publishing und Ranking System (das schwer veraltet und unrechtens ist). Natürlich wird die Psychologie in der breiten Öffentlichkeit leiden, sollte sich heraus stellen das 1/3 der Studien nicht reproduzierbar waren. Das wäre eine grauenhafte Verschwendung öffenlicher Mittel. Aber aus jedem Experiment lernen wir etwas Neues. Ein Experiment alleine beweist noch keine These, es gibt nur einen bedingten Aufschluss.
Nur durch die Gesamtheit vieler Studien bewegen wir uns vorwärts. Hierzu benötigt man aber nicht nur positive Ergebnisse sondern auch die nicht geglückten Versuche und eine genaue Beschreibung der Experimente.
Von einem wissenschaftlichen Standpunkt ist es ja immer leicht auf die Psychologie los zu gehen. Oftmals wird sie ja nicht als wahre Wissenschaft anerkannt aufgrund ihrer empfundenen Schwammhaftigkeit - aber das oben angesprochene Problem ist ja nicht nur ihr bekannt. Ich hätte genauso die Krebsforschung als Beispiel nehmen können. Es sind nicht die Wissenschaften per se das Problem, es ist das derzeitige wissenschaftliche System und das betrifft leider mehrere Felder - bei manchen Bereichen mehr bei anderen weniger (je nach Methodik, Verfahren).
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