Die Mythen des Gehirn - Wieviele Gehirnzellen haben wir?

Eine von vielen....

Mythos: Wir haben rund 100 Mrd. Gehirnzellen!

Diese magische Zahl findet man nicht nur schnell via Google sondern auch in vielen Textbüchern. Dann sieht man auch wieder ganz andere Zahlen auftauchen, da sind es einmal 10 Mrd. und dann doch 1 Billion Zellen. Nun was stimmt nun wirklich? Die Zahlen gehen doch ganz schön auseinander oder etwa nicht? Man würde doch meinen mit der heutigen Technik wäre das doch alles nicht so schwer zu zählen.

Nun 100 Mrd. Gehirnzellen wurden teilweise als arbiträrer Mittelpunkt aufgrund eines Mangels an handfesten Daten angenommen. Die besten Berechnungen liegen bei 86 Mrd. Gehirnzellen (Neuronen) bei einem gesunden Mann in seinen 50er Jahren (1). Interessant hierbei ist, dass die Großhirnrinde die rund 80% unserer Gehirnmasse ausmacht, gerade einmal 15% der Neuronen beherbergt. Der Großteil, nämlich 80% der Neuronen sind auf das Kleinhirn verteilt, das wie der Name schon besagt für nur rund 10% unserer Gehirnmasse verantwortlich ist. Trotz der geringen Anzahl an Neuronen ist das Großhirn, die Wiege unserer Menschlichen Fähigkeiten und Zentrum unseres Ichs.

Neuronen sind aber nicht die einzigen Zellen in unserem Gehirn. Denn es gibt noch die Gruppe der Gliazellen. Diese, wenn man den Textbüchern und dem Internet glauben darf, gibt es 10 mal mehr. Jetzt erklärt sich auch wieso manche Leute von 1 Billion Zellen in unserem Gehirn sprechen. Nur leider stimmt das Ganze noch weniger als die Geschichte mit den Gehirnzellen, bei diesen man zumindestens knapp dran war. Laut neuesten Ergebnissen ist das Verhältnis von Gliazellen zu Gehirnzellen nicht 10:1 wie meist angenommen, sondern lediglich 1:1 (2).

Daher können wir abschließend  von rund 86 Mrd. neuronalen Gehirnzellen sprechen, sowie von ungefähr der selben Anzahl von Gliazellen, die uns auf ein einen menschlichen Mittelwert von 170 Mrd. Zellen kommen lassen.


(1) Lent et al., 2012. EJN, 15, 1-9
(2) Azevedo et al., J. Comp. Neurol., 513, 532-541

Comments

  1. Wenn also überlegt wird: erkenne dich selbst,oder finde zu dir selbst,finde dein "ICH", dann kann ich nur sagen: sie wissen wirklich nicht,was sie fordern !!! Denn diese abermilliarden Zellen haben jeweils ca. 20 Verknüpfungen und in diesem "kabelsalat" sollst du dein ICH finden ????

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  2. Manche sehen wirklich den Wald vor lauter Bäumen nicht ;)
    Der Wald ist aber klüger als du, denn er versucht sich gar nicht erst zu definieren, indem er die Anzahl seiner Äste und Blätter und Wurzeln zueinander in ein Verhältnis setzt, dass er zu erkennen glaubt. er ist einfach ein Wald.
    frei nach Goethe (Faust, 1. Teil, Schülerszene):

    "dann hat er die teile in seiner Hand, sucht nur leider das geistige band. encherisin naturae nennts die chemie - spottet ihrer selbst und weiss nicht wie."

    Die Anzahl der unterschiedlichen Zellen, ihre Verknüpfungen und wie sie zusammenwirken und wie gut sie sich ver- und nötigenfalls entnetzen lassen ist natürlich ein spannendes Thema, diese faszinierende frage brachte mich ja auch hierher, aber wer dann anfängt, das, was man als "ich" wahrnimmt mit dem "Mikroskop" zu suchen hat irgendwas falsch verstanden.
    Die "Seele" einer Stadt lässt sich auch nicht aus den Backsteinen und Dachziegeln und Holzbalken berechnen, mit denen man sie erreichtet hat. auch nicht aus der Menge an Stuhlgang, die seine Bewohner täglich ausscheiden.
    Und trotzdem hat jede Stadt einen eigenen "Charakter". Heidelberg ist eine glückliche, freundliche und warme Oase in der die Menschen sich offensichtlich wohl und sicher fühlen (voller Radfahrer, die Verkehrsregeln grundsätzlich als Richtlininien für alle anderen ausser sich selbst betrachten) und von der natürlichen Ruhe und Gelassenheit, die aus der steingewordenen und denkmalgeschützten Geschichte und dem Gemäuer sickert, zehren und nähren sich ihre Bewohner. Mannheim ist gleich nebenan und dennoch so verschieden: ein mürrisches, beinahe hektisches aber dennoch liebenswertes Dreckloch, das man gerne zum Einkaufen besucht und sich freut, wenn man wieder weg ist. Berlin hat ne freche Schnauze, München ist München und in Dresden sind alle schlecht gelaunt weil sie so einen bescheuerten Dialekt sprechen müssen. Und so läuftmes auch mit den Gehirnen und dem "Ich" - Kleinkinder sprechen von sich noch in der dritten Person, die Selbstwahrnehmung wird noch erlernt - die Transformationtion von der 3. Person Singular zur 1. Person Singular, sich selbst " Ich" zu nennen statt sich selbst beim Namen zu nennen, passiert so im 3. Lebensjahr und ist möglicherweise auch nur antrainiert/kopiert worden. Es scheint mir kein zwingend notweniger Überlebensfaktor zu sein, dieses ICH, eher eine praktische sprachliche Spielerei für leute mit besonders langen Namen. Da isses doch einfacher "Ich hab Hunger" zu sagen, als jedesmal "Heribert-Eberhard-Ludwig hat Hunger".
    Also, dein sogenanntes "Ich" ist eine Abbbildung dessen, was die Gesamtheit deiner diversen Zellen zusammen wechselwirkend und interagierend erzeugen um "DICH", also diese Maschine und ihre klebrigen Baugruppen am Laufen zu halten.
    Milliarden Zellen Arbeiten, damit du morgen zum Aldi gehst und Bunte Eier, Mit alkoholischen Kirschen gefüllte Schokolade und ne Flasche Rotweinverschnitt kaufen kannst, um die Nachrichten zu ertragen, die dir die anderen "ICHS" dann auf Pro7 Newstime vorsetzen.
    Das Leben ist wirklich eine göttliche Komödie :D

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