Das Robbers Cave Experiment
Aus der Reihe der historisch-wichtigen Psychologie Experimente
Was hat der Robbers Cave Nationalpark im Süd-östlichen Oklahoma mit grundlegenden Theorien in der Sozial Psychologie zu tun? Im Jahre 1954 war dieser Park der Schauplatz eines der meist zitiertesten Experimente der vergangenen 60 Jahre.
Unter der Leitung von Muzafer Sherif selektierten die Wissenschaftler, 22 Burschen im Alter von 12 Jahren, aus einem ähnlichen Milieu. Die Kinder wurden in zwei separate Gruppen unterteilt und ohne ihr Wissen in dasselbe sehr großzügige Sommer-Camp im National Park gebracht. In den ersten 5 Tagen wurde durch diverse Aktivitäten bewusst die Gruppenbindung gefördert und schnell ergab sich innerhalb der Gruppe eine hierarchische Gliederung. Ebenso erfand man eigene Symbole um die Gruppenakzeptanz zu fördern. So wurden die jeweiligen Gruppen schnell zu den „Klapperschlangen“ und den „Adlern“. Da man mit fortschreitender Dauer des Experiments sich langsam bewusst wurde, dass die andere Gruppe im selben 200 Meilen Areal sich ansässig gemacht hat, griff man überdies zur Flaggenmarkierung des eigenen Territoriums und bat um Wettkämpfe mit der anderen Gruppe.
Nachdem diese erste Phase des Experiments abgeschlossen war, wurde bewusst auf Konfrontation hingezielt. Diese Wettkampfphase hatte zum Ziel die zwei Gruppen in direkten Wettstreit um Trophäen zu bringen. Die Gewinner der Wettkämpfe würden sich über Medaillen sowie Taschenmesser freuen wobei die Verlierer ohne Trostpreis zurück in ihre Baracken mussten. Während der Wettkämpfe heizte sich die Stimmung so auf, dass obszöne Schimpftiraden und das singen von aggressiven Liedern keine Seltenheit waren. Ebenso verweigerten die Gruppen miteinander zu essen und nach einem Gewinn der Adler (mit Mithilfe der Wissenschaftler wohl gemerkt), räumten die Klapperschlangen ihnen die Baracken leer. Zu diesem Zeitpunkt wurde diese zweite Phase abrupt abgebrochen, da man die Sicherheit nicht mehr garantieren konnte.
In der dritten und wohl wichtigsten Phase wurde versucht durch Problemstellungen die Interaktion der Gruppen zu fördern. In einer Aufgabe mussten sie die Wasserversorgung des Camps wiederherstellen, was ihnen auch gelang.
Interessanterweise ließen die Gruppenanimositäten in dieser Phase stark nach und man konzentrierte sich gemeinsam auf Ziele im eigenen Nutzen.
3 Punkte die wir aus dem Experiment mitnehmen:
- Klar definierte Gruppenstrukturen und Dynamiken bilden sich bei Individuen wenn sie einer ähnlichen und gemeinsamen Umwelt ausgesetzt werden.
- Stereotype und Vorurteile bilden sich gegenüber der anderen Gruppe während einer Konflikt Phase, wobei zur gleichen Zeit die eigene Identität (z.b. durch Symbole) gestärkt wird.
- Die Gruppen kooperieren wenn sie vor großen Problemen stehen die sie nicht alleine bewältigen können.
Kurzum das erste Experiment das anschaulich zeigt wie schnell sich Vorurteile, Abgrenzungen und Aggressionen bilden können, wenngleich es ebenso eine der besten Strategien für Konfliktresolutionen aufzeigt.
Interessant wäre ja, dasselbe Experiment nur mit Mädchen und dann auch noch mit geschlechtsgemischten Gruppen durchzuführen.
ReplyDeleteJa ja bestimmt
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